Wie der Darm die Fettspeicherung entscheidet

27.09.2024 News and Calendar TopNews Dr. Gilles Storelli

Das Bild zeigt eine Queransicht des Drosophila-Darms nach genetischer Suppression des Hepatozyten-Kernfaktors 4. Diese Manipulation induziert eine massive Lipidretention in den Enterozyten (Lipidtröpfchen sind in Cyan dargestellt). Enterozytenbürstenrand und viszerale Muskeln sind grau dargestellt, Zellkerne magentafarben.
Das Bild zeigt eine Queransicht des Drosophila-Darms nach genetischer Suppression des Hepatozyten-Kernfaktors 4. Diese Manipulation induziert eine massive Lipidretention in den Enterozyten (Lipidtröpfchen sind in Cyan dargestellt). Enterozytenbürstenrand und viszerale Muskeln sind grau dargestellt, Zellkerne magentafarben.

Forscher der Universität zu Köln decken wichtige Mechanismen auf, die die Speicherung und -freisetzung von Fetten im Darm regulieren, und erzielen einen bedeutenden Durchbruch in der Erforschung des Lipidstoffwechsels. / Veröffentlicht in Cell Reports.

In Cell Reports wurden am 4. September 2024 durch das Storelli Lab des CECAD-Forschungszentrums der Universität zu Köln bahnbrechende Erkenntnisse über die Regulation der Fettspeicherung im Darm veröffentlicht. In Zusammenarbeit mit Forschern der Uniklinik Köln, der Universität Münster und der University of Utah School of Medicine bietet die Studie wichtige Einblicke in den Lipidstoffwechsel, mit Implikationen für die Behandlung von Stoffwechselstörungen wie Adipositas, Typ-2-Diabetes und entzündlichen Darmerkrankungen (IBD).

Enterozyten, die am häufigsten vorkommenden Zellen des Darms, spielen eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von Nahrungsfetten nach der Verdauung. Dabei werden die Fette entweder als Lipidtröpfchen gespeichert oder in Form von Lipoproteinen in den Blutkreislauf exportiert. Bislang waren die Mechanismen, die diese Entscheidung steuern nur unzureichend verstanden. Die Forscher nutzten die Fruchtfliege Drosophila als Modellorganismus und identifizierten den Hepatozyten-Kernfaktor 4 (HNF4) als den zentralen Transkriptionsfaktor, der das Fettgleichgewicht im Darm reguliert.

„HNF4 agiert wie ein Schalter“, erläutert Dr. Storelli. „In Enterozyten aktiviert es Enzyme, die Lipidtröpfchen abbauen und Fette freisetzen, um sie in exportierbare Lipoproteine umzuwandeln. Gleichzeitig fördert HNF4 in Hepatozyten-ähnlichen Zellen, den Oenozyten, die Produktion eines Insulinantagonisten, der die Fettspeicherung in Enterozyten aus der Ferne hemmt. Dieses Zusammenspiel gewährleistet ein ausgewogenes Fettgleichgewicht im Körper.“

Wird der Austausch zwischen Enterozyten und Oenozyten gestört, kommt es zu einer abnormen Lipidspeicherung im Darm, Entzündungen und Symptomen von IBD in der Fruchtfliege. Mutationen im menschlichen HNF4A-Gen, das bereits mit IBD in Verbindung gebracht wurde, deuten darauf hin, dass die in Drosophila entdeckten Mechanismen direkte Relevanz für die menschliche Gesundheit haben könnten. Mithilfe fortschrittlicher Verfahren wie CRISPR-Geneditierung, Lipidomik, Transkriptomik und Bildgebung gelang es dem Team bislang unbekannte Einblicke in die Echtzeit-Speicherung von Fetten und deren Export zu gewinnen.

Kurz und leicht verständlich!

Die am häufigsten vorkommenden Zellen im Darm, sogenannte Enterozyten, können Fette entweder speichern oder sie in den Blutkreislauf schicken, damit der Körper sie nutzen kann. Bisher war unklar, wie diese Zellen „entscheiden“, was zu tun ist. Das Forscherteam hat mithilfe von Fruchtfliegen herausgefunden, dass ein bestimmtes Protein namens HNF4 wie ein Schalter agiert und steuert, ob Fette gespeichert oder abgegeben werden. Eine Störung dieses Prozesses kann zu einer Ansammlung von Fetten im Darm sowie zu Entzündungen führen, vergleichbar mit menschlichen Krankheiten wie entzündlichen Darmerkrankungen (IBD). Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Stoffwechsel- und Darmerkrankungen in Zukunft besser zu verstehen und zu behandeln.

Diese Ergebnisse erklären nicht nur, wie das Verdauungssystem Fette nach der Verdauung verarbeitet, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für die Entwicklung von Therapien zur Behandlung von Stoffwechsel- und Entzündungskrankheiten. Die Studie verdeutlicht zudem die Beiträge des Storelli-Labors am CECAD zur Grundlagenforschung im Lipidstoffwechsel sowie zu potenziellen klinischen Anwendungen. Die Kooperation, die auf das Fachwissen aus Köln, Münster und Salt Lake City zurückgreift, betont die globale Relevanz die Regulation von Fetten und ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit zu verstehen.

 

Medienkontakt:

Dr. Gilles Storelli
CECAD Cluster of Excellence for Aging Research
+49 221 478 84386
gstorell[at]uni-koeln.de

Presse und Kommunikation:

Dr. Tanio Calabrese
+49 221 478 84044
g.calabrese[at]uni-koeln.de

Veröffentlichung:

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2211124724010441?via%3Dihub

Weitere Informationen:

https://www.cecad.uni-koeln.de/home
https://www.cecad.uni-koeln.de/research/principal-investigators/full-members/gilles-storelli