Haut und Hand

An keinem anderen Organ können wir den Alterungsprozess so gut sehen wie an unserer Haut. Mit dem Alter geht die Regenerationsfähigkeit zurück, was zu einer gestörten Barrierefunktion und Wundheilung führt. Dr. Parisa Kakanj forscht in der Arbeitsgruppe von Professorin Maria Leptin und möchte die zugrunde liegenden Mechanismen in Hautzellen verstehen. Der Fokus liegt hier insbesondere auf den Signalwegen, die mit Nährstoffen zu tun haben wie die Insulin- und TOR-Signalübertragung. Diese Signalwege haben besondere Rollen beim Aufrechterhalten des Hautgleichgewichts während der Alterung und Regeneration.

Das Bild

Dieses Bild zeigt Hautzellen von einer Fliegen-Larve. Die Taufliege Drosophila melanogaster wird häufig in der Wissenschaft eingesetzt um grundlegende Mechanismen zu verstehen. Das ist möglich, weil sich viele Gene zwischen Fliege und Mensch sehr ähnlich sind. Hier sieht man eine fehlerhafte Signalübertragung im Stoffwechsel, die dazu führt, dass sich große Blasen aus den Zellmembranen bilden und wegdriften (magenta). Zellkerne sind in Grün.

Die Fotografin

Parisa Kakanj ist Postdoc im Labor von Professorin Maria Leptin. Sie hat eine Methode zur Live-Bildgebung und Laserablation von Drosophila-Larven entwickelt, die die Grundlage für viele interessante Beobachtungen und Ergebnisse ist. „Eine herausfordernde wissenschaftliche Fragestellung zu haben und Phänomene zum ersten Mal zu beobachten, ist für mich die treibende Kraft, Wissenschaftlerin zu sein, und erfüllt mich mit großer Freude und Begeisterung“, so Kakanj.

Fun Fact: Parisa macht vor Freude Handstand im Labor, wenn ein Experiment geglückt ist.

 

Das geht unter die Haut - oder doch nicht?

Dr. Matthias Rübsam ist fasziniert von der Barrierefunktion unserer Haut, der Epidermis, die unter anderem viele Tiere vor dem Tod durch Austrocknung schützt. Matthias ist Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe von Professorin Carien Niessen. Zusammen wird hinterfragt, wie Zellen in der Epidermis interagieren und sich selbst organisieren, um die Bildung und Regeneration dieses vielschichtigen Barrieregewebes zu ermöglichen. Die Epidermis umfasst mehrere Zellschichten mit unterschiedlichen Aufgaben für die einzelnen Zellen. Keratinozyten durchlaufen im Laufe ihres Lebens alle Schichten und Aufgaben, von der Stammzelle bis zur vollständig transformierten entkernten Korneozyte, der Hornhautzelle. Wie sich die Zellaufgaben und die Position innerhalb des Gewebes im Laufe der Zeit verändern und ob dies gekoppelt ist, ist nicht klar. Der Fokus der Arbeitsgruppe ist wie physikalische Eigenschaften von Zellen, die durch interzelluläre Verbindungen und das Zytoskelett bestimmt werden, dabei helfen, Zellen zu positionieren und ihre Aufgabe zu definieren.

Das Bild

Das Bild zeigt Pseudogefärbte Verbindungen zwischen Hautzellen und Zytoskelett (grün) von Keratinozyten in der Maushaut.

Der Fotograf

Matthias Rübsam ist Wissenschaftler, gelernter Schreiner und liebt Autos.

„Ich mag es, Dinge zu erschaffen und zu reparieren, also muss ich wissen, wie Dinge funktionieren, ob von Menschen oder der Natur gemacht. Es stellte sich heraus, dass die von der Natur verursachten Probleme schwieriger zu lösen sind, also blieb ich bei diesen hängen.“

Fun Fact: Autos zu reparieren entspannt mich.

Alternsforschung in Bildern

„Challenge Aging: Mikrokosmos Alternsforschung“ heißt unsere Ausstellung mit Mikroskopieaufnahmen zum Thema Altern.

Am Exzellenzcluster CECAD haben wir die Herausforderung angenommen  - und fordern das Altern selber mit unserer Forschung heraus. Wir betreiben Grundlagenforschung an unterschiedlichen Erkrankungen, deren Risiko mit dem Lebensalter steigt: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und Diabetes. Wir versuchen der Frage nachzugehen, ob all diese verschiedenen Erkrankungen eine gemeinsame Grundlage haben.

Eine wichtige Rolle in der heutigen Forschung spielt die Mikroskopie. Dank modernster Geräte und qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gelingen uns heute Einblicke in Zellen und Organismen, die vor wenigen Jahren noch unmöglich waren.

Atmungsaktive Barriere

Als äußere Schutzschicht verhindert die Haut das unerwünschte Eindringen von Fremdstoffen in den menschlichen Körper und schützt uns vor UV-Strahlen und Überhitzung. Am wichtigsten jedoch: Ohne den Verdunstungsschutz der Haut wäre ein Leben an Land gar nicht möglich. Aufgebaut ist die Haut aus mehreren Schichten, in denen verschiedene spezialisierte Arten von Zellen lokalisiert sind, welche über Kontaktpunkte in allen Raumrichtungen miteinander interagieren und Informationen austauschen können. Durch die natürliche Alterung verliert die Haut mit der Zeit ihre Spannkraft, was zur Faltenbildung führt.

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Dr. Matthias Rübsam (Niessen lab, CECAD)

Kraftvolle Symmetrie

Die Muskulatur ist ein elementarer Baustein der meisten größeren Organismen. Sie ist unerlässlich bei grob- und feinmotorischen Tätigkeiten und ist oft hohen Belastungen ausgesetzt. Hier dargestellt sind geordnete Muskelfasern, wie sie sich über den gesamten Rumpf eines Zebrafisch-Embryos erstrecken, um diesem die gerichtete Fortbewegung zu ermöglichen. Um einem altersbedingten Muskelschwund vorzubeugen, sollten die einzelnen Muskelpartien fortwährend trainiert werden.

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Dr. Daniela Weckler (Hammerschmidt lab, Zoologisches Institut der Universität zu Köln)

Tiefe Einblicke

Um eine optimale Versorgung aller Organe mit Nährstoffen zu gewährleisten, sind diese mit einer Vielzahl von Blutgefäßen durchzogen, welche mit zunehmendem Alter verkalken können. Stabilisiert werden die weitverzweigten Gefäße von einer umhüllenden Schicht aus Kollagenfasern, welche hier mit Hilfe einer färbefreien Mikroskopietechnik sichtbar gemacht werden konnten. Um dabei auch in das Innere des Gewebes schauen zu können, wurde die hier verwendete Mäuseniere vor der Bildaufnahme mittels chemischer Behandlung in eine transparente Form umgewandelt.

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Julia Binz (Nephrolab)

Artful paddle

Die Schwanzflosse ist ein unersetzbarer Bestandteil der Fischanatomie und für die Fortbewegung unerlässlich. Mit Hilfe seiner ausgeprägten Muskulatur (siehe auch das BildKraftvolle Symmetrie) kann ein Fisch seinen Körper längs seiner Achse wellenartig bewegen, wodurch eine gerichtete Bewegung im Wasser möglich wird. In der hier gezeigten mikroskopischen Aufnahme sind die aus Kollagen aufgebauten Stützelemente der Flossen, auch bekannt als Actinotrichia, von einem Zebrafisch zu sehen. 

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Dr. Daniela Weckler (Hammerschmidt lab, Zoologisches Institut der Universität zu Köln)

Geordnetes Chaos

Viele altersbedingte Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson haben ihren Ursprung im Gehirn. Durch das Absterben bestimmter Nervenzellen kommt es zu einer Störung der komplexen neurophysiologischen Prozesse und damit zu neurodegenerativen Erkrankungen. Hier dargestellt sind genetisch angefärbte Nervenzellen, wie sie milliardenfach im Gehirn zu finden sind und deren eingespielte Interaktion die bewusste Steuerung des Körpers sowie die geistige Leistungsfähigkeit ermöglicht. 

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Bergami lab, CECAD

Aufkeimende Blutbahnen

Die Entstehung bzw. Erweiterung von Blutgefäßen ist ein entscheidender Schritt bei der Embryonalentwicklung, aber auch bei Regenerationsprozessen wie der Wundheilung. Deren Effizienz nimmt mit steigendem Alter häufig ab. Um das Wachstumsverhalten der bei der Gefäßbildung beteiligten Endothelzellen unter verschiedenen Bedingungen zu testen, können bestehende Blutgefäße in eine Art Gel eingebettet werden, in welchem sich die Zellen in verästelter Form in alle Richtungen ausbreiten können.

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Dr. Lars Schiffmann (Kashkar lab, CECAD)

Altern im Zeitraffer

Eine besondere Bedeutung spielen in der Alternsforschung Killifische. Anders als die meisten anderen Wirbeltiere haben diese kleinen Tiere nur eine sehr kurze Lebensdauer von wenigen Monaten, zeigen im Alter aber die gleichen altersbedingten Krankheiten wie länger lebende Organismen. Dies bietet klare Vorteile gegenüber der Maus als klassischem Modellorganismus, da man nicht mehrere Jahre warten muss, um an einem alten Organismus forschen zu können. In dem hier gezeigten Bild ist ein Querschnitt des Fischdarms zu sehen, an welchem man z. B. altersbedingten Darmkrebs erforschen kann. 

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Jens Seidel (Valenzano lab, MPI for Biology of Ageing)

Stammzellen als Jungbrunnen

Bei Nagetieren erneuern und schärfen sich die Schneidezähne ein Leben lang. Das kontinuierliche Zahnwachstum wird durch Stammzellen ermöglicht und durch Signale von Nerven reguliert. In diesem Bild ist ein Längsschnitt eines Schneidezahns zu sehen, in welchem die Nerven grün markiert sind, die Blutgefäße rot gefärbt sind und glatte Muskelzellen in der Gefäßwand von Arteriolen weiß erscheinen. 

Picture: Dr. Christian Jüngst

Sample preparation: Dr. Thomas Imhoff (Koch lab, Zentrum für Biochemie Köln)

Gut gefiltert

Die menschliche Niere ist für die Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten und Giftstoffen sowie für einen ausbalancierten Wasser- und Säure-Basen-Haushalt unabdinglich. Im Rahmen des natürlichen Alterungsprozesses nimmt die Filtrationsleistung der Niere kontinuierlich ab. Spezialisierte Nierenzellen (Podozyten) spielen dabei eine wichtige Rolle. Um die molekularen Mechanismen der Filtration zu verstehen, werden Modellorganismen wie die Fruchtfliege Drosophila melanogaster herangezogen. Drosophila verfügt über Podozyten-ähnliche Zellen, die Nephrozyten, welche hier angefärbt wurden. 

Picture: Johanna Odenthal (Brinkkötter lab, ZMMK)

Sample preparation: Johanna Odenthal (Brinkkötter lab, ZMMK)

Gehirnkosmos

In einer Kulturschale können sich Stammzellen zu Neuronen entwickeln. Einzelne Neurone, hier dargestellt in grün, finden und verbinden sich zu einem eigenen Kosmos, zu einem Netzwerk des Denkens. Jeder einzelne lilafarbene Punkt stellt dabei einen Zellkern dar. Doch nicht jeder Zellkern kann einem Neuron zugeordnet werden, denn in unserem Gehirnkosmos gibt es noch andere Zellen zu entdecken.

Picture: Dr. Ines Lauria

Sample preparation: Dr. Ines Lauria and Farina Bendt (Fritsche lab, Leibniz Research Institute for Environmental Medicine, Düsseldorf)

Bakterielle Erreger als Trojanisches Pferd

Infektionskrankheiten gehören noch immer zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Ein prominenter Vertreter ist das Darmbakterium Shigella, mit weltweit über 1 Millionen Todesfällen jährlich. Shigella infiziert die Darminnenwand der Betroffenen und führt zu der schweren blutigen Durchfallerkrankung Shigellose. Das Bild zeigt, wie Shigella das zelleigene Skelett ausnutzt, um sich innerhalb der Zellen zu bewegen. Durch diesen Mechanismus umgeht Shigella der Erkennung des Immunsystems, welches außerhalb der Zellen patrouilliert, und zur Zerstörung des Bakteriums führen würde.

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: Dr. Saskia Günther (Kashkar lab, CECAD)

Wurm im Stress

Das Bild zeigt eine Fluoreszenzaufnahme von Caenorhabditis elegans, einem Fadenwurm, der gerne als Modellorganismus für die Untersuchung von Alterung und alters-assoziierten Krankheiten eingesetzt wird. Zwei Proteine wurden fluoreszent markiert: Beide Faktoren spielen eine zentrale Rolle in der zellulären Proteinproduktion, der Stressantwort und dem Alterungsprozess. Diese Proteine in lebenden Tieren visualisieren zu können ist von großer Bedeutung, um die molekulare Basis von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson besser verstehen zu lernen. 

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: Dr. Matthias Riecker (Schumacher lab, CECAD)

Hotspot des Immunsystems

Lymphknoten spielen nicht nur bei der Erkennung von Infektionskrankheiten eine zentrale Rolle, sondern auch bei der Erkennung von Tumorerkrankungen durch das eigene Immunsystem. Lymphgefäße dienen dem Abtransport von Zelltrümmern sowie eingedrungenen Fremdkörpern wie Viren, Pilzen oder Bakterien. In den Lymphknoten wird die Lymphflüssigkeit von diesen Fremdkörpern befreit. Auch dient der Knoten als Treffpunkt unterschiedlicher Immunzellen (hier fluoreszent markiert), die hier auf engstem Raum an einer gemeinsamen erfolgreichen Immunabwehr arbeiten (wie im Bild dargestellt). 

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: M.Sc.Martin Thelen (Schlößer lab, ZMMK)

Das sieht (fast) richtig aus!

Die Entwicklung unserer Organe ist ein streng regulierter Prozess. Die Fruchtfliege Drosophila melanogaster ist einer der favorisierten Modellorganismen für Entwicklungsstudien. Strukturen der erwachsenen Fliege wie Augen, Beine oder Flügel entwickeln sich aus einem speziellen Gewebe, den Imaginalscheiben, die sich sich als gutes Modell für die Untersuchung von Epithelentwicklungen, Regenerierung und Krebs erwiesen haben. Das Bild zeigt eine Imaginalscheibe, aus der sich das Facettenauge und Antennen entwickeln. Grün markiert sind genetisch umprogrammierte Zellen, die Zysten ausbilden. 

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: Dr. Gábor Csordás (Uhlirova lab, CECAD)

Fischei, schlecht rasiert

Der Türkise Killifisch lebt in Tümpeln in der Afrikanischen Savanne, die sich während der Regenzeit bilden und schnell austrocknen. Durch diese schwierigen Bedingungen haben sie einen schnellen Lebenszyklus entwickelt, in dem sich die Fische in nur zwei Wochen vom Schlüpfen zum erwachsenen Fisch entwickeln, bevor sie Eier legen, welche bis zur nächsten Regenzeit überdauern. Dies macht sie zu idealen Modellen für die Alternsforschung. Die Embryos sind für die trockene Umgebung mit einer dicken Hülle und haarartigen Filamenten bisher unbekannter Funktion auf dem Ei angepasst. 

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: Michael Poeschla (Valenzano lab, MPI for Biology of Ageing)

Das Schienensystem der Zellen

Die Zellen unseres Körpers nutzen ein inneres Zellskelett, um ihre Form aufrechtzuerhalten. Eine dieser Bausteine ist Tubulin, welches im Bild fluoreszent markiert wurde. Tubulin spielt neben der Formgebung unter anderem eine entscheidende Rolle bei der Verteilung der Chromosomen während der Zellteilung. Auch dient Tubulin als Schienensystem in den Zellen, woran Organellen und unterschiedlich beladene Vesikel durch Motorproteine wie kleine Eisenbahnen gezogen zu ihrem Bestimmungsort transportiert werden können. 

Picture: Dr. Astrid Schauss

Sample preparation: Veronika Wulff (Schauss lab, CECAD)